26. Januar 2021
Nachhaltigkeit –
Was steckt hinter dem Begriff?
Was bedeutet Nachhaltigkeit und woher stammt der Begriff?
Dieser Artikel liefert eine kurze theoretische Zusammenfassung.
Dem Begriff Nachhaltigkeit begegnet man in den letzten Jahren immer häufiger. Fast schon inflationär wird er in nahezu allen Branchen und Lebensbereichen verwendet, um Produkten, Innovationen oder Entwicklungen eine Art Gütesiegel für Verantwortungsbewusstsein und Klimaschutz zu verleihen.
Hinter dem Konzept stecken aber weit mehr als nur ökologische Kriterien. Nachhaltigkeit steht für das Zusammenwirken von sozialen, ökologischen und ökonomischen Dimensionen. Man spricht auch von den drei Dimensionen oder Säulen der Nachhaltigkeit. Entscheidend ist dabei vor allem der Faktor Langfristigkeit.
Ein Blick auf die historische Entwicklung des Begriffs hilft das Konzept in seiner Gesamtheit zu verstehen. Die erste Verwendung des Begriffs Nachhaltigkeit wird gerne Hans Carl von Carlowitz (1645-1714) zugeschrieben. In seinem Buch „Sylvicultura oeconomica“ beschreibt er 1713 einen forstwirtschaftlichen Ansatz mit dem Ziel eines stabilen Gleichgewichts zwischen Rodung und Regeneration. Die langfristige Sicherstellung des Waldbestandes sollte gewährleistet werden, indem nur so viele Bäume abgeholzt werden, wie in absehbarer Zeit nachwachsen würden. [1]
Die Etymologie des englischen Begriffs für Nachhaltigkeit, “sustainability” (lat. sustinere = aufrechterhalten, tragen, zurückhalten), legt nahe, dass es sich beim Konzept Nachhaltigkeit um tragfähige Strukturen handelt, die ausreichend Reserven für die Zukunft bereithalten [1]. Große Aufmerksamkeit erhielt der Begriff des „sustainable development“ dann 1987 durch den Abschlussbericht der Sachverständigenkommission für Umwelt und Entwicklung, dem sog. Brundtland-Bericht:
“Sustainable development is a development that meets the needs of the present without compromising the ability of future generations to meet their own needs. […]. A process of change, in which the exploitation of resources, the direction of investments, the orientation of technological development and institutional change are all in harmony and enhance both current and future potential to meet human needs and aspirations.” [2]
Im Zentrum dieser Definition steht die Gerechtigkeit zwischen den Generationen, aber auch innerhalb einer Generation die Gerechtigkeit zwischen Industrie- und Entwicklungsnationen [3]. Neben diesen liegt laut der Brundtland-Kommission der Schlüssel zur Gestaltung von nachhaltigen Entwicklungsprozessen in der Bedürfnisorientierung und dem Ansatz, ökonomische, soziale und ökologische Faktoren als „innere Einheit zu sehen“ [4]. Auch in der Agenda 21 der Vereinten Nationen wird “sustainable development” als zentraler Begriff in den Mittelpunkt gestellt.
Berücksichtigt man all die genannten Aspekte, bringt diese Definition das Konzept der Nachhaltigkeit auf den Punkt:
„Unter Nachhaltigkeit ist eine dauerhaft tragfähige Entwicklung in den Bereichen Ökonomie, Ökologie und Soziales zu verstehen, die die Bedürfnisse der heutigen Generation berücksichtigt, ohne künftige Generationen der Möglichkeit zu berauben, ihre eigenen Wünsche zu erfüllen.“ [3]
Autorinnen: Teresa Trunk, Vera Hefele
[1] Grober, Ulrich (2010): Die Entdeckung der Nachhaltigkeit - Kulturgeschichte eines Begriffs. München: Antje Kunstmann.
[2] World commission on Environment and Development. (1987). Our Common Future. Oxford University Press.
[3] Wördenweber, Martin (2017): Nachhaltigkeitsmanagement. Grundlagen und Praxis unternehmerischen Handelns. Stuttgart: Schäffer-Poeschel.
[4] Kanning, Helga. (2013): Nachhaltige Entwicklung - Die gesellschaftliche Herausforderung für das 21. Jahrhundert. In: Baumast, Annett/Pape, Jens (Hrsg.): Betriebliches Nachhaltigkeitsmanagement. Stuttgart: Eugen Ulmer, S. 21-43.